nanos gigantum umeris insidentes Bernhard von Chartres
If I have seen further it is by standing on ye shoulders of giants. Isaac Newton
Zumindest zu jeder wissenschaftlichen Arbeit gehört ein angemessener Umgang mit Quellen und demnach ein Literaturverzeichnis1).
Daraus ergeben sich unmittelbar eine Reihe von grundlegenden Fragen zur Organisation der für ein Literaturverzeichnis notwendigen Informationen und ggf. der Literatur selbst2):
Im Folgenden soll auf alle Punkte einzeln eingegangen werden.
Das Thema „Literaturdatenbank“ läßt sich in zwei Bereiche unterteilen: Formate und ihre dazugehörigen Nutzerschnittstellen.
Auch wenn es noch weitere Formate gibt, sind wohl nur zwei Formate hier von Belang:
Während EndNote ein kommerzielles (binäres) Format ist und man sich mit seiner Nutzung von einem kommerziellen Produkt abhängig macht, ist BibTeX eine komplett freie und quelloffene Software sowie ein Textformat (und damit grundsätzlich einfach les- und bearbeitbar).
Wer Word (oder andere Textverarbeitungsprogramme dieser Art) verwendet, wird in aller Regel EndNote oder eine seiner Varianten (EndNote Web) verwenden.
Wer seine (wissenschaftlichen) Arbeiten mit LaTeX schreibt, wird meist geneigt sein, BibTeX zu verwenden.
Hinweis: Es gibt die Möglichkeit, zwischen beiden Formaten, EndNote und BibTeX, zu konvertieren. Wie das bei Konvertierungen aber meist so ist, kann eine hundertprozentige und fehlerfreie Konvertierung nicht garantiert werden.
Viele einschlägige Internetseiten (viele Journale, Literatursuchseiten wie „Web of Science“ und „PubMed“) ermöglichen Exporte in beide (und weitere) Formate.
Während EndNote seine eigene Nutzerschnittstelle (neudeutsch: Interface) bereits mitbringt, ist das im Fall von BibTeX im einfachsten Fall ein beliebiger Texteditor, der fähig ist, reinen Text nicht nur zu lesen, sondern auch zu speichern3).
Neben der „klassischen“ Variante, für BibTeX-Dateien einen Texteditor eigener Wahl zu verwenden, gibt es aber mittlerweile auch diverse Programme, die einige Zusatzfunktionalität bereitstellen und die Arbeit mit BibTeX-Datenbanken komfortabel gestalten.
Ein insbesondere hinsichtlich seiner Plattformunabhängigkeit und Ausgereiftheit nützliches Produkt soll hier hervorgehoben werden:
Allerdings gibt es gerade bei Verwendung von BibTeX gute Gründe, die „altertümliche“ Variante via Texteditor zu verwenden. Details dazu weiter unten.4)
Gerade im (natur-)wissenschaftlichen Bereich werden überwiegend Artikel aus Fachzeitschriften zitiert. Mittlerweile ist vermutlich die überwiegende Zahl dieser Artikel in elektronischer Form (als PDF-Dokument) verfügbar.
Warum sollte man trotz Verfügbarkeit via Internet die für das eigene Gebiet relevante Literatur lokal speichern, und welche Aspekte sind dafür von Belang?
Was früher der Aktenschrank mit den gedruckten Artikeln war, ist heute die Ordnerstruktur auf dem Dateisystem. Auch wenn die meisten Artikel einfach und komfortabel über das Internet erreichbar sind (vorausgesetzt man befindet sich mit seinem Rechner gerade in einem Uni-Netz), gibt es gute Gründe, die Literatur lokal auf dem eigenen Rechner zu speichern:
Grundsatz: Idealerweise sollte auch ohne zugehörige Literaturdatenbank ein möglichst einfacher Zugriff gewährleistet sein.
Einer, wenn nicht der häufigste, Zugang zu (wisenschaftlicher) Literatur ist über den Namen des Erstautors einer Veröffentlichung. So wird normalerweilse zitiert, wenn nicht zugunsten von Zahlen ganz auf Namen verzichtet wird.
Für eine vollständige Beschreibung eines in einer Fachzeitschrift veröffentlichten Artikels (der häufigste Fall für Literatur, die elektronisch vorliegt) braucht man vier7) Informationen:
Entsprechend gilt es, diese vier Informationen in einem Dateinamen unterzubringen.8) Ein diesen Kriterien entsprechendes Schema für Dateinamen wird weiter unten vorgestellt.
Noch ein paar Hinweise zur Organisation der Ablage:
Natürlich sind all diese Hinweise nicht zwingend, sondern lediglich Ergebnis persönlicher (wenn auch langjähriger) Erfahrung.
Wie stellt man eine Verbindung zwischen Literaturliste/-datenbank und (elektronisch verfügbarer) Literatur her?
Einige der Schnittstellen zwischen Literaturdatenbank und Nutzer (EndNote, JabRef) erlauben es, direkt Links auf Dateien im Dateisystem zu setzen. Das hat mitunter aber einige Nachteile10).
Ein weitaus robusterer Ansatz ist es, sich ein generisches Schema für die Benennung der Dateien auszudenken und die Dateinamen (ohne Endung) dann als „Schlüssel“ zum jeweiligen Datensatz hinzuzufügen. Erlaubt dieses generische Schema für die Dateinamen darüber hinaus auch noch den direkten Rückschluß aus dem Dateinamen auf die vollständige Zitation (s.o.), dann bedarf es ausgehend von einer Zitation nur eines Blickes in das Verzeichnis mit den Artikeln, um sofort festzustellen, ob der betreffende Artikel bereits dort vorhanden ist11).
Im Folgenden soll ein Schema für die Benennung von Dateien (und zugehörigen (BibTeX)-Schlüsseln) vorgestellt werden, das sich über Jahre in der Praxis bewährt hat und alle oben genannten Kriterien erfüllt.
Der Clou ist, daß die (PDF-)Dateien genauso heißen wie die (BibTeX-)Schlüssel, und daß aus den Dateinamen/(BibTeX-)Schlüsseln alle wesentlichen Informationen hervorgehen, die man benötigt, um eine vollständige Zitation zu haben, bzw. das umgekehrt genauso funktioniert.
Ein (BibTeX-)Schlüssel für einen Artikel in einem Journal besteht aus vier Bestandteilen, die im Folgenden kurz erläutert werden sollen:
Zur Verdeutlichung ein Beispiel der Umsetzung (im Fall der Verwendung von BibTeX).
@STRING{LASTEDIT = {25/NOV/2011}} @Article{bisk-aciee-48-404, author = {Till Biskup AND Erik Schleicher AND Asako Okafuji AND Gerhard Link AND Kenichi Hitomi AND Elizabeth D. Getzoff AND Stefan Weber}, title = {Direct Observation of a Photoinduced Radical Pair in a Cryptochrome Blue--Light Photoreceptor}, journal = ACIEE, year = {2009}, volume = {48}, pages = {404--407} }
@STRING{LASTEDIT = {25/NOV/2011}} @STRING{ACIEE = {Angewandte Chemie International Edition English}}
@STRING{LASTEDIT = {25/NOV/2011}} @STRING{ACIEE = {Angew. Chem. Int. Ed.}}
Der zugehörige Name der PDF-Datei des Artikels lautete entsprechend: bisk-aciee-48-404.pdf
Bei Verwendung von BibTeX in Verbindung mit LaTeX wird die Bibliographie dann entsprechend wie folgt eingebunden:
\bibliography{fulljrnl,literatur}
bzw.
\bibliography{abbrjrnl,literatur}
Wichtig ist in beiden Fällen, die Dateien mit den Zuweisungen von Abkürzungen und Journalnamen vor der eigentlichen Bibliographie zu laden, da nur so BibTeX die entsprechenden Ersetzungen vornehmen kann.
Zur Beachtung: Bei den hier verwendeten Abkürzungen für die Journalnamen (also jenen Abkürzungen, die in den Schlüsseln und Dateinamen verwendet werden) handelt es sich nicht um „offizielle“, sondern um eigene, teilweise historisch gewachsene und aus anderer Quelle übernommene Abkürzungen. Innerhalb einer Gruppe oder eines Arbeitskreises, wo entsprechend Literatur ausgetauscht werden soll, empfiehlt es sich, sich auf einen gemeinsamen Satz von Abkürzungen zu einigen.
Eine gut gepflegte Literaturdatenbank ist sehr wertvoll für die eigenen wissenschaftlichen Veröffentlichungen, sei es nun eine These oder ein beliebiger anderer Beitrag (Artikel in einem Journal, Buchbeitrag, etc.).
Da Literaturdatenbanken mit der Zeit wachsen, ist es wichtig und hilfreich, gleich von Anfang an ein paar Grundregeln zu beherzigen.
Eine konsequente Beachtung dieser Regeln spart jede Menge Arbeit und ermöglicht es, sich ungesehen auf die eigene Literaturdatenbank zu verlassen.
Notepad
, aber in keinem Falle Word etc. Unter Linux und Mac OS X gibt es eine Vielfalt, angefangen bei den Klassikern wie vi
und emacs
über gedit
und TextEdit
bis hin zu TextWrangler
/BBEdit
(Mac OS X) und anderen „Editoren“, die weit mehr können als nur Texte bearbeiten.